Projektbeschreibung

Mit dem vom Liechtensteinischen Landtag auf Antrag der Regierung am 5. Mai 2022 (Bericht und Antrag Nr. 37/2022) genehmigten Staatsbeitrag an den Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein können die Arbeiten am Liechtensteinischen Urkundenbuch (LUB) für weitere sechs Jahre, bis Ende 2028, weitergeführt werden. Bearbeitet wird das LUB III von Katharina Arnegger und Stefan Frey.

Im LUB III werden die Quellen zur Geschichte der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg (des späteren Fürstentums Liechtenstein) während der Jahre 1511-1613 ediert. Anders als beim LUB I und beim LUB II müssen die Projektbearbeitenden beim LUB III angesichts der immer dichter werdenden Quellenüberlieferung eine Auswahl treffen und sich auf die Bearbeitung der wichtigsten Dokumente konzentrieren. Die Edition der Quellen aus dem In- und Ausland erfolgt nun in rein digitaler Form gemäss den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI). Ein besonderes Anliegen ist den Bearbeitenden die Erfassung von Daten zu Personen und deren Lebensgeschichten.

Das LUB III deckt die Herrschaftszeit der Grafen von Sulz im heutigen Fürstentum Liechtenstein ab, die durch den Kauf der Herrschaftsrechte des letzten Freiherrn von Brandis durch Graf Rudolf V. von Sulz im Juli 1510 und den Verkauf der Herrschaften Vaduz und Schellenberg an Graf Kaspar von Hohenems im März 1613 markiert wird. Die Grafen von Sulz stammten ursprünglich aus Sulz am Neckar. Ab dem 12. Jahrhundert gelang es diesem Adelsgeschlecht, wichtige politische Positionen an den Herrscherhöfen in Mitteleuropa zu erreichen. Ab 1370 bis 1687 hatten die Grafen von Sulz durchgehend das königliche Hofgericht in Rottweil inne. Durch die Heirat Rudolfs III. von Sulz mit Ursula von Habsburg-Laufenburg im Jahr 1408 kamen die Grafen von Sulz in den Besitz der Landgrafschaft Klettgau, die sich zwischen Schaffhausen und Waldshut erstreckte. In der Folge kam Besitz im Schwarzwald (Kastelberg und Waldkirch) und im Elsass (Rotberg und Altkirch) dazu. Im Jahr 1478 heiraten Alwig VIII. von Sulz und Verena von Brandis. Ihr Sohn Rudolf V. rückte im frühen 16. Jahrhundert, nachdem alle weltlichen männlichen Vertreter der Freiherren von Brandis gestorben waren, zum ersten Anwärter auf das Erbe der Brandis auf. Nachdem Rudolf V. zunächst zusammen mit seinem Onkel, dem Geistlichen Johannes von Brandis, regiert hatte, löste er die Ansprüche seines Onkels 1510 um 12 000 Gulden ab und übernahm die Herrschaften Vaduz, Schellenberg und Blumenegg endgültig.

Die Regierungsperiode der Grafen von Sulz war von der Reformation, vom Bauernkrieg und von den Türkenkriegen geprägt. Aus verschiedenen Ursachen verschuldeten sich die Grafen von Sulz zum Ende des 16. Jahrhunderts so tief, dass sie schliesslich 1613 Blumenegg an das Stift Weingarten und Vaduz und Schellenberg an Kaspar von Hohenems verkaufen mussten. Die Herrschaftszeit der Grafen von Sulz, die als „glückliche sulzische Zeit“ in das liechtensteinische Geschichtsbewusstsein eingegangen ist, gehört zu den schlechtesten untersuchten Epochen der liechtensteinischen Geschichte. Es ist daher das Ziel des LUB III, durch die Publikation von Quellenmaterial neue Forschungen und neue Erkenntnisse zu ermöglichen.

Dank

An erster Stelle möchten wir Landtag und Regierung herzlich für die Unterstützung des Liechtensteinischen Urkundenbuchs danken. Ohne das finanzielle Engagement des Landes wäre ein solches generationsübergreifendes Forschungsprojekt undenkbar.

Ganz herzlich danken möchten wir auch dem gesamten Vorstand des Historischen Vereins für das Vertrauen, das dieser in uns gesetzt hat. Der Vereinsvorsitzende Guido Wolfinger, Julia Frick, die im Vorstand für das LUB zuständig ist, sowie die Geschäftsführerin Doreen Müssner und ihre Vorgängerin, Cornelia Kranz-Bühler, haben uns als erste Ansprechpersonen immer tatkräftig unterstützt.

Der wissenschaftliche Beirat, zusammengesetzt aus Julia Frick als Vertreterin des Historischen Vereins, Prof. Dr. Stefan Sonderegger (Stadtarchiv und Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde St. Gallen), Rupert Tiefenthaler (Liechtensteinisches Landesarchiv) und Prof. Dr. Manfred Tschaikner, war uns bei allen Fragen rund ums LUB immer eine grosse Hilfe und Stütze.

Ein besonderer Dank gebührt Claudius Gurt, dessen gründliche und umfassende Vorarbeiten uns die Fortführung des Projekts sehr erleichtert haben und der uns in anderen Zusammenhängen entstandene Transkriptionen von Dokumenten aus liechtensteinischen Gemeinde- und Pfarrarchiven zur Verfügung gestellt hat.

Katharina Arnegger / Stefan Frey, Dezember 2024